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Patenschaften

 

 

Die Stadt Wunstorf beschloss am 04.09.1959, die Patenschaft für die Stadt Arnswalde/Neumark (heute Choszczno in Polen) zu übernehmen.

 

So hat es auch seinen bedeutenden Hintergrund, warum es in Wunstorf eine Arnswalder Straße, eine Neuwedeller Straße oder eine Reetzer Straße gibt. An der Arnswalder Straße in Wunstorf gibt es in einer kleinen Parkanlage einen Gedenkstein.

 

Im Heimatort des Schönfelder Bauernsohnes und Bildhauers Otto Beier war auf dem neuen Friedhof sein Grab geziert von seinem letzten Werk, der „Arnswalder Schnitterin“ in halber Größe, welche den Arnswalder Marktbrunnen zierte.

Lange nach dem Krieg im Jahre 1977 wurde ein 65cm hoher Original-Abguß der Figur gefunden, er hatte die Kriegswirren in Harburg heil überstanden!

So entstand für die Patenstadt Wunstorf die beliebte Figur erneut: in der Parkanlage zwischen der Abtei (Arnswalder Zimmer) und der Stadtkirche wurde 1981 der „Arnswalder Schnitterin- Brunnen“ zum Gedächtnis (und zur Zierde) errichtet; er trägt einen neu angefertigten, lebensgroßen Abguss dieser Figur.

 

 

schnitterin wunstorf

 

Arnswalder Schnitterin- Brunnen in Wunstorf, hinten links die Abtei

 

 

Auf dem Arnswalder Treffen am 23. und 24. Mai 2009 gab es in Wunstorf gleich mehrere Jubiläen zu feiern:

50 Jahre Patenschaft Arnswalde

60 Jahre Heimatkreis Kommission Arnswalde

740 Jahre Stadt Arnswalde/Neumark

 

Anlässlich des Arnswalder Treffens am 23. und 24. Mai 2009 schrieb Waldfried Schnabel im Heimatgruß- Rundbrief 280. Folge vom April 2009:

 

50 Jahre Patenschaft Wunstorf- Arnswalde- Region Hannover

1959- 2009

Zum 60. Arnswalder Heimatkreistreffen 23. und 24. Mai 2009 in Wunstorf

von Heimatkreisbetreuer Waldfried Schnabel

 

Nach dem Ende des Krieges 1945 war die deutsche Bevölkerung durch Kriegshandlungen und insbesondere durch die Vertreibungen erheblich auseinander gerissen worden und es bedurfte erheblicher Bemühungen, um wieder erträgliche Lebensverhältnisse zu schaffen und sich wieder auf ein friedliches Leben einzustellen. Zunächst waren sehr viele Verbindungen unterbrochen, viele Grundlagen zerstört und die Bewegungsfreiheit eingeschränkt, so dass man mit Recht von der Stunde Null spricht. Für die Vertriebenen bleibt der Raub Heimat ein nie wieder ersetzbarer Verlust.

Um Familie, Verwandte, Freunde, Nachbarn und Mitarbeiter wieder zu finden, waren Kontakte nötig, die durch die Post allein nicht befriedigt werden konnten. Versammlungen waren aus Vorsichtsgründen eingeschränkt und wurden zuerst für kirchliche Treffen gestattet. So kam es, dass die ersten Treffen der Vertriebenen in Berliner Kirchen stattfanden und heute noch kirchliche Organisationsformen haben. Bei der Lage Berlins war es für die Arnswalder ein bevorzugter Treffpunkt in der ersten Nachkriegszeit. So fanden die ersten ortsbezogenen Treffen der Neuwedeller, Reetzer, Arnswalder in Berlin 1947 bis 1949 statt. Außerdem konnten nach Berlin auch die kommen, die in der russischen Zone hängen geblieben waren.

Das erste kreisumfassende Treffen fand 1950 in Braunschweig statt. Es wurde 1951 in Bielefeld wiederholt und 1952 nach Hannover gelegt, wo geographisch und verkehrstechnisch gute Bedingungen vorlagen und sich damals Herr Fritz Jung besonders einsetzte. Bis 1959 wurde das Arnswalder Heimatkreistreffen dort im Döhrener Maschpark mit jährlich um 2000 Teilnehmern fortgesetzt.

Dann kam Herr Sanft mit seinen Mitarbeitern von der Firma Starkosa, ehemals Jahn & Co, Arnswalde, der die Bedingungen für das Arnswalder Treffen weiter optimieren konnte, vor allem durch die Patenschaft vom Landkreis Neustadt am Rübenberge und die Patenschaft von der Stadt Wunstorf. Diese Patenschaften wurden im Juli und September 1959 demokratisch beschlossen und am Tage des 1. Heimatkreistreffens in der Patenstadt Wunstorf am 19. Juni 1960 feierlich ratifiziert.

Die Patenschaftsurkunde ist ein Spiegel der damaligen Politik und drückt die damaligen Erwartungen der Vertriebenen nach Rückkehr aus. Der erste Teil trifft auch heute zu, wenn er sagt, dass die Patenschaften übernommen wurden zum Zeichen herzlicher Verbundenheit und zur Pflege und Erhaltung heimatlicher Tradition. Im zweiten Teil heißt es: zur Bekräftigung des für alle Zeiten gültigen und unabdingbaren Anspruchs auf die deutschen Gebiete des Ostens. Hier müssen wir uns beschränken auf das, was die Politiker uns heute gelassen haben bzw. was Realität und Vernunft uns raten.

Damit, so kommentierte damals Herr Sanft, wird nach 15 Jahren Heimat- und Beziehungslosigkeit für die Arnswalder der Grundstein zu einer Beziehung gelegt, der wir das Erbe unserer Heimat anvertrauen können.

 

Besondere Höhepunkte dieses Patenschaftsverhältnisses waren:

 

1961     die Benennung von 3 Straßen in Wunstorf nach den Städten: Arnswalde, Reetz, Neuwedell.

1962     Die Herausgabe der Arnswalder Heimatblätter von Walter Schumacher in Zusammenarbeit mit dem Wunstorfer Heimatverein.

1963     Ausbau der Arnswalder Heimatstube im Keller des Rathauses.

1965     Errichtung des Arnswalder Gedenksteines an der Ecke Arnswalder- Blumenauer Straße.

1969     700 Jahre Arnswalde, das größte Treffen mit 2.300 Teilnehmern. Herausgabe des Heimatbuches „700 Jahre Arnswalde, 1269-1969".

1971     erhält die Patenstadt zur 1100 Jahrfeier ein Modell von der Arnswalder Marienkirche aus massiver Eiche.

1975     Ausstellung mit Büchern und Bildern von Richard Seewald, geboren 1889 in Arnswalde.

1977     wird das Originalmodell der „Schnitterin" vom Marktbrunnen in Arnswalde ausfindig gemacht und erworben. Die Stadtchronik von Arnswalde von 1801-1851 gelangt auf verschwiegenen Wegen ins Arnswalder Archiv.

1981     wird der Trinkbrunnen nach dem Modell der Arnswalder Schnitterin in der Wunstorfer Fußgängerzone errichtet und feierlich eingeweiht.

1982     Vortrag von Dr. Claude über den Kampf um Arnswalde im Februar 1945 mit 21 Fotos.

1987     Einweihung des Arnswalder Zimmers in der Abtei. Die Möblierung bezahlt der Patenkreis.

1988     Ausstellung über den Kreis Arnswalde, wofür vor allem Herrn Wolfgang Palm zu danken ist.

1989     Busfahrt in den Kreis Arnswalde. 39 Jahre Patenschaft.

1990     Erstes Treffen mit Landsleuten aus Mitteldeutschland, 1.500 Teilnehmer. Die Patenstadt richtet eine elektronische Adresskartei ein. Danach werden Einladungen zum Treffen versandt.

1991     Wir übernehmen die Adresskartei in eigene Regie und erweitern den Bestand von 2.500 auf 7.500 Adressen mit Geburtstag, Anschrift, Telefon, Heimatort u.a. Die Paten verschicken bis zu 3.500 Einladungen zum Heimattreffen.

1993     Am 3. März stirbt Herr Joachim Sanft, der Begründer der Patenschaft und Bearbeiter vor Ort.

1994     Ausstellung mit den gesammelten Archiva­lien aus dem Kreis Arnswalde vom 12. bis 18. Mai, im Ausstellungsraum der Abtei.

1995     Eine polnische Delegation der Heimatstadt mit dem Bürgermeister besucht unsere Patenstadt Wunstorf. Einweihung eines Gedenksteines für alle Toten auf dem Friedhof in Choszczno, dem ehemaligen Arnswalde.

1996     50 Jahre polnisches Liceum in Choszczno, Austausch von Bildern.

1997     Polnische Kunsterzieherin stellt in Wunstorf aus.

1998     Klassenfahrt der Albert-Schweitzer-Schule nach Choszczno/Arnswalde.

1999     Gegenbesuch polnischer Schüler.

2001     Ein Modell der Schnitterin wird als Symbol der Verständigung den polnischen Besuchern des Heimattreffens in Wunstorf überreicht. Es soll als Vorlage für einen gleichen Brunnen in Choszczno / Arnswalde dienen.

2002     Kunibert Schmidt wird von Herrn Palm in das Archiv eingewiesen. Bei Bedarf ist er bereit, das Archiv zu zeigen.

2005     Heimattreffen nicht mehr in der Albert- Schweitzer- Schule, stattdessen im Hotel Blume und im Calenberger Bauernstübchen.

2006     Am 12. September stirbt Herr Wolfgang Palm. Er war der maßgebliche Betreuer des Arnswalder Archivs.

2009     50. Patenschaftstreffen am 23. und 24. Mai.

 

 

 

Im Heimatgruß-Rundbrief 281. Folge vom Dezember 2009 berichtete Heimatkreisbetreuer Waldfried Schnabel:

 

 

Patenschaft Region Hannover beendet

 

Waldfried Schnabel, Heimatkreisbetreuer, 24226 Heikendorf

 

Im vorigen Jahr teilte uns die Paten-Region Hannover mit, dass aufgrund der angespannten Haushaltslage die finanzielle Zuwendung an den Kreis Arnswalde eingestellt werden muss, dass die Patenschaft als solche davon unberührt bleibt. In diesem Jahr haben wir 50 Jahre Patenschaft „Wunstorf- Arnswalde- Region Hannover" beim 60. Heimatkreistreffen am 23. und 24. Mai 2009 in Wunstorf gefeiert und gewürdigt, siehe dazu die Ankündigung im Heimatgruß-Rundbrief Folge 280, Seite 5 und die Berichte vom 60. Treffen in dieser Folge.

Mit Schreiben vom 15.10.2009 wurde mir die Beendigung der Patenschaft von der Region Hannover angekündigt und ich erhielt einen Hinweis, dass am 3. November darüber in einer Regionsversammlung abgestimmt werden soll. Daraufhin habe ich mit meinem Schreiben vom 22.10.09 an die Region Hannover -Fachbereich Gremienbetreuung (für 6 Fraktionsvorsitzende)- gebeten, den Antrag zu überdenken und eine angepasste Fortführung der Patenschaft zu beraten. Ich erkenne in der Begründung, dass Sinn und Zweck der eingegangenen Patenschaft überlebt seien, dass unsere Arbeit und Ziele nicht verstanden worden sind. Es geht heute nicht nur um das Treffen und Wiedersehen, es geht uns auch um die Dokumentation und Erhaltung unserer ostdeutschen Kultur. Darin besteht weiterhin Bedarf bzw. scheint sie uns nicht ausreichend gesichert. Die Querelen um das Denkmal und die Dokumentation zur Vertreibung zeigen wenig Überzeugung, dass sich das deutsche Volk solidarisch zum Schicksal der Flüchtlinge und im Besonderen zur Vertreibung verhält.

Es ist mir ein großer Trost, dass uns Bürgermeister Eberhardt hat wissen lassen, dass die Patenschaft der Stadt Wunstorf erhalten bleibt. Ich gehe davon aus, dass sie nicht nur auf die Stadt Arnswalde begrenzt ist, sondern den Kreis mit einbezieht.

Inzwischen hat mir Regionspräsident Hauke Jagau mitgeteilt, dass die Regionsversammlung den Auftrag der Patenschaft bereits seit langem als erfüllt ansieht und der Patenschaftsauftrag dadurch beendet ist.

 

Waldfried Schnabel, den 22.11.2009