Reetz (2759), poln.: Recz
Stadt
Stadtplan Reetz Zentrum
Stadtplan Reetz Umgebung
Lage
Geographische
Koordinaten: 53°15'35“ N, 15°32‘46“ E
Wappen der Stadt Reetz
Geschichte,
Wirtschaft und Gesellschaft
Reetz liegt zwischen den westlichen
Ausläufern der Draheimer und Waltzer Seenplatten am linken Ufer des Flußes Ihna
an der Ost/West- Fernstraße von Stettin/Stargard nach Bromberg/Danzig sowie der
Nord/Süd- Fernstraße Landsberg a.d. Warthe/Kolberg bzw. Danzig.
Benachbarte Städte sind Arnswalde (14 km),
Neuwedell (21 km) und Stargard (38 km).
Während der slawischen Besiedlung stand nahe
der späteren Stelle von Recz eine wendische Burganlage. Auf den zerfallenen Resten
erbauten Zisterzienserinnen 1294 ein Kloster, dem südlich vorgelagert die
wendische Burgsiedlung Kietz lag. Diese Ortschaft blieb bis 1938 selbständig,
als sie nach Reetz eingemeindet wurde. Nordöstlich des Klosters siedelten die
Askanier im Rahmen ihrer Ostexpansion Einwanderer aus dem Westen an. 1296 wird
dieser Ort bereit als Stadt Reetz erwähnt. In den Jahren 1340 bis 1355 wurde
die Stadtkirche erbaut. 1369 erhielt die Adelsfamilie von Wedell die Stadt
zunächst als Pfandbesitz, ein Jahr später als Lehen. Die Familie blieb
Stadtherr bis 1810. Polnische Truppen richteten bei ihrem Feldzug gegen den
Deutschen Orden 1410 schwere Schäden an. Im Krieg zwischen dem pommerschen
Herzog Erich II. und dem brandenburgischen Kurfürsten Friedrich II. überfielen die
Pommern 1469 das brandenburgische Reetz, das unmittelbar an der Grenze zu
Pommern lag und verwüsteten es noch einmal.
Nach Einführung der Reformation wurde das
Zisterzienserinnenkloster 1537 säkularisiert und in eine kurfürstliche Domäne
umgewandelt. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Reetz 1637 von den
kaiserlichen Truppen gebrandschatzt, und im polnisch- schwedischen Krieg
besetzte der polnische Heerführer Stefan Czarniecki für kurze Zeit die Stadt. Zu
Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die alten Wallanlagen vor der Stadtmauer
eingeebnet und das Gelände in Gärten umgewandelt. Im Jahre 1827 wurde die
Klosterruine abgetragen.
Mit der neuen Kreiseinteilung im Königreich
Preußen wurde Reetz in den neumärkischen Kreis Arnswalde eingegliedert. 1895
wurde die Stadt an die Bahnstrecke Kallies- Stolzenhagen angeschlossen. Der
Bahnhof liegt zwei Kilometer nordöstlich.
Neben landwirtschaftlichen Erwerbszweigen
(Getreide- Vieh- und Wollhandel) gab es zahlreiche industrielle Unternehmen;
sie stellten unterschiedlichste Waren her: landwirtschaftliche Maschinen, Imkerei-
und Gartenbaugeräte, Gewächshäuser, Heizanlagen, Schuh- und Filzwaren,
Webwaren, Holzwaren, Wäschemangeln und Hauswirtschaftsgerät, Wurst- und
Fleischwaren, es gab eine Kalksandsteinfabrik und zwei Ziegeleien (auch
Dachziegel) sowie eine Kartonagenfabrik. Reetz war Marktflecken mit
regelmäßigem Viehmarkt. Daher kamen auch aus der weiteren Umgebung viele
Menschen in die Stadt und es gab daher für eine kleine Stadt wie Reetz eine
große Anzahl verschiedenster Geschäfte, aber auch unterschiedlichste
Handwerksbetriebe sowie ein Baugeschäft mit eigenem Sägewerk und Zimmerei, es
war an der Einmündung der Klein Spiegel Straße in die Promenadenstraße gelegen,
wo sich heute (2011) die „Big Bar“ befindet. Die Produkte Reetzer Unternehmen waren
weit über die Region hinaus geschätzt, sie gingen teilweise in die ganze Welt.
In Reetz gab verschiedene öffentliche und
kulturelle Einrichtungen; so wird z.B. berichtet über ein Amtsgericht mit
Gefängnis, eine Sparkasse, eine Tageszeitung, ein Landkrankenhaus (im Elsbruch)
sowie für verschiedene Glaubensrichtungen (evangelisch, Baptisten, Juden,
Pfingstgemeinde) kirchliche Einrichtungen. Die weithin sichtbare evangelische
Katharinenkirche mit ihrem markanten Turm ist zu erwähnen, daneben gab es einen
Betsaal der Baptisten in der Rathausstraße, eine Pfingstgemeinde mit dem
Gemeindesaal in der Rathausstraße 56 und eine Synagoge in der Wasserstraße 1 sowie
an der Bahnhofstraße einen Jüdischen Friedhof. Die Jüdischen Einrichtungen wurden in der Reichspogromnacht vom
9. zum 10. November 1938 weitgehend zerstört.
Über die Reetzer Schule wurde nur Gutes
berichtet. Um die medizinische Versorgung durch niedergelassene Ärzte war es
gut bestellt. Kinovorführungen gab es in der Gaststätte „zum Felsenkeller“. Es
gab in Reetz recht bald elektrisches Licht, auch eine Gasanstalt gehörte zur
Infrastruktur. Die Wasserversorgung ließ etwas länger auf sich warten, diese
kam teils erst nach Kriegsende in den 60- er Jahren. Auch für die Freizeitbeschäftigung
war Bestens gesorgt: das Vereinsleben war sehr rege, sei es in sportlicher
Sicht (z.B. Fußball, Leichtathletik, Boxen, Radfahren), oder in gesellschaftlich/kultureller
Sicht (div. Gesangsgruppen, Schützenverein, Laienspielgruppe) usw. Alles
zusammen war Reetz also ein recht stattliches Landstädtchen.
Mit der
Verwaltungsneugliederung 1938 im Zusammenhang mit der Auflösung der Grenzmark
Posen- Westpreußen als Provinz kam Reetz mit dem Kreis Arnswalde zur Provinz
Pommern in den neu gebildeten Regierungsbezirk Grenzmark Posen- Westpreußen. Im
Jahre 1939 lebten in Reetz 3.648 Einwohner.
Der Beginn des Zweiten
Weltkriegs berührte den Ort zunächst nur in der Hinsicht, daß vom einige
Kilometer nördlich von Klein Spiegel gelegenen Truppenübungsplatz bzw. vom Luftwaffen-
Flugplatz Gabbert das Personal nach Reetz als nächstgelegene Stadt kam und
teilweise dort auch wohnte. 1945 wurde Reetz nach einer Belagerung von der Roten
Armee und mehrfachem Frontwechsel zu rund 80 Prozent zerstört und anschließend
unter polnische Verwaltung gestellt. Die einheimische deutsche Zivilbevölkerung
wurde vertrieben.
Reetz heute
Am 30. Juni 2009 lebten in Recz 2968 Einwohner. Im Bereich des total
zerstörten Zentrums wurden Wohnhäuser errichtet. Es gibt alles, was ein
Landstädtchen an sozialen und kulturellen Einrichtungen benötigt.
Es gibt neben vielen Handwerksbetrieben und Kleinunternehmen u.a. Baustoffhandlungen,
eine
Fabrik für Kunststoffenster, eine Fabrik für Schiffsbeschläge und allgemeine
Metallwaren sowie als größten industriellen Arbeitgeber im ganzen Kreis
Arnswalde/Choszczno eine Aluminiumgießerei.
Außerdem hat sich
Recz zu einem zentralen Schulort entwickelt. Es gibt einen Städt. Kindergarten,
eine Grundschule, eine Hauptschule, ein Gymnasium (entspr. Realschule) sowie
eine Einrichtung ähnlich der deutschen Berufsfachschule mit einem Abschluß entsprechend
dem Fachabitur.
Die
Stadt Recz hat eine Internetseite auf Polnisch: http://www.recz.pl/
Sehenswürdigkeiten
·
die
backsteingotische Katharinenkirche aus der Mitte des 14. Jahrhunderts
·
Reste
der Stadtmauer (östl. und nördl.) aus dem 14./15. Jahrhundert mit den beiden
Stadttortürmen
Söhne
und Töchter der Stadt
·
Daniel
Cramer, auch: Candidus (20.01.1568 in Reetz - 05.10.1637 in Stettin), deutscher
lutherischer Theologe, Chronist und Autor
·
August
Heyn (1879 - 1959), deutscher Lehrer und Reformpädagoge
·
Wilhelm
Bachmann (1890 - 1958), deutscher Lehrer und Schriftsteller
·
Marie
Schlei geb. Stabenow (1919 - 1983), Lehrerin, Rektorin, Schulrätin, deutsche
Politikerin der SPD und von 1976 bis 1978 Bundesministerin für wirtschaftliche
Zusammenarbeit.
▲Gesamtansicht von
Süden, Ihnatal; Ansichtskarte gelaufen 1899 (JU)
▲Stadtplan, 1945 (AA)
▲Luftbild von
Nordwest; Ansichtskarte gelaufen 1936 (JU)
▲Stadt vom Elsbruch
aus; Ansichtskarte gelaufen 1926 (JU)
▲Blick von der
Promenadenstraße, Höhe Friedhof; Ansichtskarte ca. 1900 (JU)
▲Blick von der
Promenadenstraße, Höhe Klein Silber Straße; Ansichtskarte gelaufen 1907 (JU)
▲Reetz vom Bahnhofsweg
aus, links das Dramburger Tor; Ansichtskarte ca. 1920 (JU)
▲Reetz vom Birkenweg
aus; Ansichtskarte ca. 1920 (JU)
▲Teich am Arnswalder
Tor, in Bildmitte die Alte Wache; Ansichtskarte ca. 1900 (JU)
▲Arnswalder Tor,
rechts die Alte Wache; Ansichtskarte ca. 1915 (JU)
▲Links Bäckerei
Müller, Mittelstraße 33; Ansichtskarte ca. 1930
(JU)
▲Bäckerei Ernst Müller, Mittelstraße 33; Fotografie ca. 1910 (AA)
▲ Bäckerei Karl Müller,
Lieferwagen „Phänomen Granit“; Fotografie ca. 1930 (JU)
▲ Mittelstraße Ecke
Bergstraße; Ansichtskarte gelaufen 1920 (JU)
▲Dramburger Tor, links
das Hospital; Ansichtskarte ca. 1905 (JU)
▲Dramburger Tor, Blick
Richtung Stadt; Ansichtskarte ca. 1905 (JU)
▲Rathausstr. 14,
Amtsgericht, Pfarrhaus; Ansichtskarte ca. 1920, (JU)
▲Rathausstraße 49;
Ansichtskarte gelaufen 1919 (JU)
▲Gerbergasse;
Ansichtskarte gelaufen 1917 (JU)
▲Markt vom Kirchturm
Richtung Osten, links die Rathausstraße, rechts die Mittelstraße, rechts oben
das Dramburger Tor; Ansichtskarte ca. 1940, (JU)
▲Marktplatz mit Hotel
Deutsches Haus (Wilbrandt, später Lexow), Kriegerdankmal 1870/71; Ansichtskarte
gelaufen 1915 (JU)
▲Katharinenkirche,
Altar; Ansichtskarte ca. 1939 (JU)
▲Fahrradverein Reetz;
Fotografie 1930 (JU)
▲50 Jahre
Männerturnverein 1913; Ansichtskarte 1913 (JU)
▲Ausflug des Reetzer
Hausfrauenvereins nach Buchholz; Fotografie 1930 (AA)
▲Flagge des Vereins
Heimattreuer Reetzer zu Berlin; Fotografie 1927 (AA)
▲Schule; Ansichtskarte
gelaufen 1918 (JU)
▲Turnhalle;
Ansichtskarte 1918 (JU)
▲Werbeprospekt der Fa.
Zeglinwerke; 1921 (JU)