Kürtow (2859), poln.: Korytowo
Dorf und Gut, unter
anderem auch Cürtow, Curretow,
Kürrthow geschrieben
Lage
Geographische
Koordinaten: 53°08'44“ N, 15°32‘58“ E
Ca.
9 km ostsüdöstlich von Arnswalde/Choszczno am Südostende vom Großen Kürtow- See
Geschichte
Kürtow
ist nachweislich die älteste deutsche Siedlung des Kreises Arnswalde
Zur Beschreibung hier
ein stark gekürzter Auszug aus:
Festschrift
zur
700-Jahr-Feier
von Kürtow
23. Mai 1937
von Hans-Georg Furian, Pfarrer in Kürtow
Druck: von Wendts Buchdruckerei, Arnswalde
700 Jahre Geschichte eines Dorfes! Davon
soll hier erzählt werden. Was war denn vor 700 Jahren? Gab es da auch schon
Menschen hier, welche den Acker bebauten?
Unser Dorf gehörte damals schon zum
polnischen Herzogtum Posen- Gnesen. Es gab eine
Landschaft Kürtow. Mittelalterliche Scherbenfunde, die man überall im Dorfe und
auf dem Acker noch heute finden kann, deuten darauf hin, dass hier Slawen, also
Polen, gewohnt haben.
Vermutlich hat es auch einen slawischen
Burgwall gegeben, auf dem später die Johanniter ihre erste Burg bauten. Denn
die ganze Lage deutet darauf hin, daß dieser Wall von Wenden angelegt worden
ist; drei Seiten Wasser und Sumpf und eine feste Zufahrtsstraße. Weitere Spuren
aus der Wendenzeit oder Slavenzeit haben sich bisher
nicht finden lassen.
Aber schon früher, ehe unser Gebiet von
Wenden besetzt wurde, lebten Menschen hier und zwar:
G e r m a n e n !
1237 wird Kürtow zum erstenmal
urkundlich erwähnt.
Deutschland war ein
zerrissener, ohnmächtiger Staat. Die schreckliche kaiserlose Zeit. Im Süden, in
Italien, verbluteten die letzten Sprossen des Kaisergeschlechtes der
Hohenstaufen.
Hier im Norden versuchten verschiedene
Fürsten, die Macht an sich zu reißen. Frühzeitig hatten weitsichtige Männer
erkannt, daß der Weg Deutschlands nach Osten, nicht nach Süden gehe. Namen, wie
Heinrich der Löwe und Albrecht der Bär sind unvergessen. Damals gehörte fast
die ganze Neumark, also auch der jetzige Kreis Arnswalde, zu Polen. Es war ein
sehr dünn bevölkertes Gebiet, vielfach nur Wald und Sumpf. In den Wäldern
hausten noch Bären und Wölfe, kaum gab es Wege.
1124 zieht der Bischof Otto von Bamberg
durch unsere Gegend im Auftrage des Polenkönigs von der Drage auf Pyritz zu, um
die Pommern zum Christentum zu bekehren. Otto von Bamberg berichtet: Der Weg
von der Drage bis Pyritz sei der schlimmste und schrecklichste Abschnitt der
ganzen Reise gewesen. Er führte durch dunkle Wälder, hin und wieder sah man
verbrannte Hütten, die Zeugen der ewigen Kriege zwischen Polen und Pommern
waren.
Dann kommt eine lange Zeit, in der wir wenig
oder nichts über unsere Gegend wissen. Meist Grenzgebiet zwischen Polen und
Pommern, und die Kriege zwischen beiden Nachbarn nehmen kein Ende.
Neues
Leben beginnt, als sich zum ersten Mal Deutsche hier niederlassen, das war vor
700 Jahren, 1237. Kurz vorher war das großpolnische Reich in mehrere
selbständige Herzogtümer zerfallen. Herrscher dieses Gebietes war Wladislaus Odonicz. – Aber schon schob sich weiter von Westen her
jener Staat, von dem einmal die Erneuerung Deutschlands ausgehen sollte:
Brandenburg. Den Markgrafen von Brandenburg, den Askaniern,
war der Schutz des Reiches gegen Osten, gegen Polen und Pommern, anvertraut
worden. Stetig Zug um Zug, vorsichtig und bedächtig, aber ganz fest und sicher,
verschoben sie ihre Macht weiter und weiter nach Osten. Bis zunächst die Oder,
dann die Drage und schließlich die Küddow die Grenze
gegen Osten bildeten.
Der Polenherzog sah ein, daß er auf die
Dauer die Neumark gegen Pommern und Brandenburg nicht würde behaupten können.
Und er berief deutsche Ordensritter in sein Land, die Grenzgebiete zu besiedeln
und zu beschützen.
Am 23. Mai 1237 unterzeichnete Herzog
Wladislaus Odonicz in Gnesen
im Beisein seiner Räte und anderer geistlicher und weltlicher Herren die
Urkunde, in der er den Rittern vom Hause St. Johann die Herrschaft Kürtow
überwies, deutsche Bauern anzusiedeln und Märkte nach deutschem Recht
einzurichten.
Dies ist also
die erste Urkunde, in der Kürtow vorkommt, und zwar in slawischer Form: C h o r
i t o w o. Dieses Wort gibt es heute noch in der polnischen Sprache und
bedeutet soviel wie Trog, Rinne, Flussbett, muldenartige Senke. Unser Dorf hat
also seinen Namen von seiner Lage am See erhalten.
Und welches
war nun das Gebiet, das den Johanniterrittern zur Besiedlung übergeben wurde?
Wir können die Grenzen nicht genau angeben. Wann die Johanniter in Kürtow
eingetroffen sind, steht nicht fest. Sie werden den Slawenwall, den sie
vorfanden, als Grundlage für ihre Burg benutzt haben, später eine Mauer, die
den zukünftigen Markt oder die Stadt umschließen sollte. Straßen wurden
angelegt, und auch eine Kirche wurde gebaut. So ist also Kürtow entstanden. Es
dürfte wenige Dörfer geben, die eine so genaue Geschichte ihrer Entstehung
vorweisen können.
Eigentlich
war ja unser Dorf zu Höherem bestimmt. Nach dem Willen der Johanniter sollte es
der glanzvolle Mittelpunkt eines neuen Siedlungsgebietes im Osten werden. Die
angelegten Dörfer wurden mit d e u t s c h e n Bauern besiedelt. Mehrere
Forscher sind der Ansicht, daß diese Bauern aus Pommern und Mecklenburg
gekommen sind. Ob die hier wohnenden Slaven sich der Einwanderung widersetzt
haben, wissen wir nicht.
Nach 1270 hört die Siedlungstätigkeit des
Johanniterordens auf, an ihre Stelle treten ihre einstigen Gegner, die adligen
Ritter als Lehnsleute der Markgrafen. Besonders das Geschlecht derer von Wedell
hat es bald zu großem Ansehen und auch großem Besitz gebracht. Die Burg Choritowo wurde ihnen zunächst übergeben, wahrscheinlich
als Dank dafür, daß sie auf die Seite der Markgrafen getreten waren.
In Arnswalde
bauten die Markgrafen eine Burg, und da die Lage sehr günstig war an der großen
Heerstraße gen Osten, wurde es bald der bedeutendste Platz im ganzen Osten.
Damit ist die eigentliche Geschichte Kürtows zu Ende.
Es ist unserem Dorf nicht beschieden worden, die große Rolle zu spielen, für
die es eigentlich ausersehen war.
Nur die letzten Überreste der sogenannten
Stadtmauer und die alte Burganlage im Park träumen von der alten Herrlichkeit.
Im
Jahre 1939 zählte Kürtow 732 Einwohner
Wirtschaft
Landwirtschaft
Heute
Landwirtschaft
2007
lebten in Korytowo 486 Personen
Die
Gemeinde Korytowo hat eine Internetseite auf Polnisch:
http://www.korytowo.zp.pl/
05/2011:
(SL)
Schloss und Inspektorenhaus
schon längere Zeit mit neuen Dächern, aber immer noch ohne Fenster und Türen. Zur Zeit immer noch keine Bautätigkeit.
Von den Gutsgebäuden
an der Straße sind wieder einige abgerissen worden, andere stehen noch
eingefallen daneben. Schotter zum Teil eingeebnet, aber auch noch große
Steinhaufen auf dem Gelände.
Blick zum See von der
Straße wieder frei.
Die Kirche hat ein
neues Dach, ist sehr gepflegt.
Im Dorf einige
Bautätigkeit
Sehenswürdigkeiten
Unter Denkmalschutz stehen:
Kirche. St. Stanislaus aus dem 13. Jahrhundert
Gutshof mit Park
▲Ortsansicht, Gasthof, Schloß; Ansichtskarte 1930er Jahre (AA)
▲Schloß, Schule, Gasthof und Handlung Falk, Kirche; Ansichtskarte um
1900 (NG)
▲Gasthof Grasnick, Kirche, Schloß, Großer Kürtow- See; Ansichtskarte
1920er Jahre (NG)
▲Johanniterkirche; Fotografie (AA)
▲Dorfansicht (05/2011, SL)
▲Dorfstraße, Laden, Schule (07/2010, JU)
▲Links das Schloß, rechts daneben das Inspektorhaus,
ganz rechts
das Taubenhaus (alles schon lange eine Baustelle) (05/2011, SL)
▲Gutsgebäude (07/2010, JU)
▲Kirche (07/2010, JU)
Norbert Gschweng hat viele weitere Informationen zu Kürtow zusammen
getragen. Dort
ist auch der ganze Wortlaut der Festschrift von Hans- Georg Furian zu lesen: www.gschweng.de/kuertow.htm