Busreise
in die Heimat
Ein
Programm mit Platz für Individualität
Am
18. August 2013 trafen die meisten Teilnehmer unserer diesjährigen Heimatreise
im Hotel Kaiserhof in Fürstenwalde ein. Für viele war es freudiges Wiedersehen
und unsere „Neulinge“ hatten gleich Gelegenheit zum ersten Kennenlernen.
Am
Montag, dem 19. August ging es dann wie im letzten Jahr mit einem Bus
der Firma Lauermann aus Fürstenwalde und unserem Busfahrer Michael
Bukowski Richtung Osten. Mittags wurden im Hotel Wodnik in Dolgen
die Zimmer bezogen und nach einem Imbiss fuhren wir zuerst ins ehemalige Gefangenenlager
OFLAG II nach Woldenberg. Bis Januar 1945 waren überwiegend
polnische Offiziere dort interniert, bevor das Lager im Januar 1945 aufgelöst
wurde. Von Februar 1945 bis etwa September 1945 wurden deutsche Soldaten und
auch Zivilisten dort gefangen gehalten, bevor die meisten von ihnen mit
Sammeltransporten in russische Gefangenenlager gebracht wurden. Es folgte die
Besichtigung der Woldenberger Kirche, wo wir nach unserer Rückkehr zum
Bus feststellen mussten, dass wir einen Teilnehmer im Gefangenenlager
schlichtweg „vergessen“ hatten. Inzwischen war er die knapp ca. 4 km zu Fuß
gegangen, immer mit dem mächtigen Kirchturm als Richtungsweiser. Letztes Ziel
des Tages war Schloss Mehrenthin, das früher einem Zweig der Familie
von Waldow gehörte und heute ein erstklassiges Hotel und zahlreiche
repräsentative Räume für Feierlichkeiten beherbergt. Die Backsteingebäude der
großen Gutsanlage sind ebenfalls fast vollständig restauriert. Dort befinden
sich weitere Unterkünfte, ein großer Wellness-Bereich, Konferenzräume,
Pferdestallungen, Sporteinrichtungen und Wirtschaftsräume. In der ehemaligen
Brennerei findet man neben einem zweiten Restaurant und einem Cafe auch eine
Bowlingbahn und weitere Freizeitangebote. Die Gebäude liegen in einer sehr
gepflegten Parkanlage, zu der auch ein japanischer Garten, ein großer See mit
Bade- und Angelgelegenheit sowie Tennis- und Reitplätze gehören. Parallel zu
unserem Busprogramm gab es schon die erste Individualtour nach Sammenthin.
Nach
dem Abendessen im Hotel Wodnik war genügend Zeit zum Baden im Liebsee,
der direkt neben dem Hotel liegt und Jochen Ullrich hat abends einen Film über
die Neumark gezeigt.
Viel
Zeit in Arnswalde
Der
Dienstag, 20. August begann mit einem Stopp in Buchenau, wo die
Teilnehmer der Fahrten nach Althütte und Langenfuhr bzw. nach Neuwedell
von Stanisław Stężalski und seinem Sohn Marcin begrüßt
wurden. Ab Arnswalde gingen zwei weitere Touren nach Zühlsdorf bzw.
Reetz, und für die Gruppe begann der Tag mit der Besichtigung der Arnswalder
Marienkirche. Teresa Wiśniewska vom deutschen Freundeskreis
übernahm die Führung und hatte auch dafür gesorgt, dass die Kirche für uns
geöffnet wurde. Anschließend folgte ein Rundgang durch die Stadt, aber
dieses Mal auf "grünen" Wegen. Vorbei am Gedenkstein für Carl Sonnenburg,
an der Feuerwehr und der alten Realschule zu den Wallanlagen.
Teresa machte uns auf eine Inschrift über der Schultür aufmerksam: dort konnte
man noch ganz schwach und verwaschen ELEMENTARSCHULE lesen. Durch eine
gepflegte Grünanlage ging es zum ehemaligen Denkmal für die Gefallenen des
1. Weltkrieges. Anstelle des Stahlhelms steht dort heute eine
Marienstatue, ansonsten sind aber alle alten Elemente des Monuments erhalten
geblieben. Am Fließ entlang gingen wir zur Weißen Brücke, die heute grün
gestrichen ist und den Reiz früherer Tage leider verloren hat. Weiter auf der Seepromenade
zum ehemaligen Seeweg Süd und zurück am Krankenhaus vorbei zum Restaurant
Razem an der Ecke Hindenburgstraße/Barnickstraße, wo wir zum Mittagessen
angemeldet waren. Der Nachmittag begann mit einer Bootsfahrt auf dem Klückensee.
In einer knappen Stunde tuckert die Barkasse mit Elektromotor gemütlich einmal
rund um den ganzen See. Start ist unterhalb des Stadtbergs, dann
Richtung Süden zum Durchlass zum Senzigsee, am Westufer entlang zum Seeweg
Süd und wieder zurück zur Badeanstalt, neben der sich der
Bootsanleger befindet. Kaffee, Kuchen und Eis gab es im neu erbauten Restaurant
PROMENADA der Badeanstalt. Die Zeit bis zur Abfahrt des Busses verbrachten alle
Teilnehmer auf unterschiedliche Art - jeder hat sich das angesehen, was ihm
persönlich am Herzen lag. Sigrid Busse und ich haben ein Gesteck zum
Gedenkstein auf den Friedhof gebracht und die Grabstelle ihrer Großmutter
gesucht (und gefunden!). Die Rückfahrt ging über Schönfeld, wo wir das Grab
von Otto Beyer aufgesucht haben. Der Stein ist noch vorhanden, aber die
kleine Statue der Arnswalder Schnitterin fehlt. Der Abend im Hotel
verlief wie an Vortag, diesmal wurde jedoch ein Film von 1936 über Reetz
gezeigt.
Tag
der Individualtouren
Am
Mittwoch, den 21. August fuhr die Busgruppe nach Reetz und
besichtigte dort die Firma Alutec. Es folgten Mittagessen, Besuch des Gedenksteins
und Stadtaufenthalt in Neuwedell, bevor es am späten Nachmittag
nach Fürstenau ging. Dort wurde der Schlosspark besichtigt, der
mit Hilfe der Pläne von Christa MacLean of Coll wieder
hergestellt werden soll. Drei individuelle Touren gingen an diesem Tag
nach Friedeberg, nach Neuwedell sowie nach Zatten, Steinbusch
und Eisenhammer. Wir (das Ehepaar Rohloff, Sigrid Busse, Hannes Meyer
und ich) haben eine Tour über die Dörfer rund um Arnswalde gemacht, wo
jeder von uns zahlreiche Verwandte hatte bzw. selbst dort gelebt hat. Es ging
über Lauchstädt, Reierort, Augustwalde und Schwachenwalde
nach Hitzdorf, dann über Kranzin nach Arnswalde. Dort
haben wir im Restaurant an der Badeanstalt Mittag gegessen. Die Speisekarte ist
vielseitig und dreisprachig (auch Deutsch und Englisch!), die Küche zurzeit
durchgehend geöffnet. Das Essen war schmackhaft und obendrein noch preiswert,
und die Aussicht über den Klückensee ist einfach fantastisch. Somit gibt
es also endlich eine empfehlenswerte Adresse für Besuche in Arnswalde. Der
Nachmittag begann in der Schildbergsiedlung, danach ging es zum Gut
Marienberg, nach Wardin, Radun und Kürtow (Ein
ausführlicher Bericht folgt in der nächsten Ausgabe). Am letzten Abend gab es jede
Menge zu erzählen, weil alle von den Tagen zuvor viele neue Eindrücke und
Erlebnisse zu verarbeiten hatte. Am Donnerstagmorgen ging es dann schon wieder
Richtung Heimat. Tagesziel war zunächst die Stadt Landsberg an der Warthe.
Nach
Hause über Landsberg
Am
Donnerstag, den 22. August ging es auf einer Stadtrundfahrt durch die Außenbezirke
von Gorzow, dabei wurde der Reisegruppe gezeigt, wie sich die
Stadt in den letzten fünfzig Jahren entwickelt hat. Die Einwohnerzahl hat sich
gegenüber 1945 fast verdoppelt. Robert Piotrowski als Stadtführer
begleitete die Reisegruppe nach dem Mittagessen auch bei einem Spaziergang
durch das alte Landsberg. Erinnerungen an eine vergangene Zeit und an
berühmte Persönlichkeiten dieser Stadt (z. B. die Schriftstellerin Christa
Wolf oder den Schriftsteller Victor Klemperer) wurden wach. Leider
interessieren sich die polnischen Bewohner von Gorzow überhaupt nicht für die
deutsche Geschichte ihrer Stadt vor 1945, nahm uns Robert Piotrowski
unmissverständlich jede Illusion. Hübsch hergerichtet am Ufer der Warthe
liegt ein altes Speichergebäude und zahlreiche Restaurants. Die Rückfahrt ging
über Küstrin nach Fürstenwalde bzw. Grünheide. Dort traten
einige Teilnehmer gleich die Heimreise an, die anderen blieben noch eine Nacht
im Hotel Grünheide und nutzten teilweise die Möglichkeit, am Freitag das Haus
Brandenburg zu besuchen.
Wir
hoffen, dass alle wohlbehalten wieder zu Hause angekommen sind und freuen uns
schon auf möglichst viele Berichte von den individuellen Fahrten der einzelnen
Reiseteilnehmer. (SL und SB)
Das ehemalige Gefangenenlager OFLAG II in Woldenberg.
Schloss Mehrenthin - einst Sitz der Familie von Waldow,
heute ein Hotel.
Die ehemalige Realschule in Arnswalde. Auf dem Querbalken
über der Eingangstür ist noch ganz schwach
ELEMENTARSCHULE zu lesen.
V.l.n.r.: Hannes Meyer, Sigrid Busse, Eckhard und
Helga Rohloff in Schwachenwalde.
Landsberg – der Paukschbrunnen: der Landsberger
Unternehmer Hermann Paucksch stiftete 1896/97 den nach ihm benannten
Pauckschbrunnen: Eine Frauenfigur, die an einem Tragjoch zwei Eimer trägt. Er
wurde durch den Bildhauer Cuno von Uechtritz-Steinkirch (*1856 +1908)
geschaffen. Einweihung: 1897. - Der zerstörte Original-Brunnen
wurde 1997 als Stiftung ehemaliger Landsberger Bürger durch die
polnische Bildhauerin Zofia Bilinska erneuert.
Am Klückensee in Arnswalde: Badeanstalt und Restaurant
PROMENADA.